Transformation des Steinacker-Quartiers
“Die Welt ist im Wandel. Ich spüre es im Wasser, ich spüre es in der Erde, ich rieche es in der Luft.” Geschätzte Anwesende, ja mit diesen eben zitierten Worten beginnt die “Herr der Ringe” Filmtrilogie, eines der wohl beliebtesten Epen überhaupt. Dabei legt der Wandel, der ganz zu Beginn so prominent hervorgehoben wird, den Grundstein zu einer grossen Geschichte, die die Welt, in diesem Fall Mittelerde, für immer verändern sollen.
Solche Wandel kennen wir in Kloten auch. Gut, vielleicht nicht ganz von der Grössenordnung einer weltverändernden Entwicklung, aber immerhin von Bedeutung für die ganze Region. So hatte beispielsweise die Eröffnung des Flughafens zur Folge, dass sich Kloten in wenigen Jahrzehnten von einem kleinen Bauerndorf in eine stattliche Stadt entwickelt hat, die einen der wichtigsten Arbeitsstandorte der ganzen Region darstellt.
Und nun stehen wir einmal mehr am Beginn eines solchen Wandels. Die Rede ist hier natürlich von der Entwicklung im Steinacker, welche das heutige Industriequartier in eine Mischzone umwandeln soll, in welcher nicht nur gearbeitet sondern auch gewohnt werden kann.
Die Weichen dafür wurden seitens Politik bereits gestellt. So hat der Gemeinderat die Revision des kommunalen Richtplans und die BZO-Revision samt Sonderbauvorschriften im Steinacker mit sehr grosser Mehrheit in der Junisitzung angenommen. Da nun aber gegen diese Vorlagen das Referendum ergriffen wurde, werden Sie, liebe Klotener:innen, das letzte Wort an der Urne haben.
An dieser Stelle möchte ich betonen, dass ich es wichtig und richtig finde, dass wir dieses Recht auf ein Referendum überhaupt haben und eine offene Diskussion führen können. Es zeichnet unsere direkte Demokratie aus, dass das Volk immer das letzte Wort hat. Gerade in Zeiten, in denen die Demokratien auf der ganzen Welt immer stärker unter Beschuss geraten, ist es wichtig, deren Werte hochzuhalten und sie zu verteidigen. Ich denke, der Erfolg der Schweiz ist untrennbar mit unserer Staatsform verknüpft und diese dürfen und sollen wir am Nationalfeiertag durchaus zelebrieren.
Kommen wir aber nun zum Steinacker zurück: Weil ich als Gemeinderatspräsident den Gemeinderat gegen aussen vertreten darf, sehe ich es als meine Pflicht, Ihnen aufzuzeigen, weshalb wir uns für diese Vorlagen ausgesprochen haben.
Einer der zentralsten Probleme Klotens ist der knappe Wohnraum. Weshalb bei uns in Kloten Wohnraum so knapp ist, lässt sich vereinfacht gesagt damit begründen, dass wir auf unserem Stadtgebiet mehr Arbeitsplätze als Einwohner:innen zählen. In unserem Fall ist es sogar ein ganz krasses Missverhältnis: Auf fast 40’000 Arbeitsplätze kommen “nur” 22’000 Klotener:innen. Weil viele Leute präferieren, möglichst nahe am Arbeitsort zu wohnen, entsteht deshalb ein enormer Druck auf den Klotener Wohnungsmarkt. Und dieser Druck bringt einen zusätzlichen negativen Effekt mit sich: Er treibt die Wohnungspreise massiv in die Höhe.
Ohne einen grossen Wandel ist eine Entschärfung des aktuellen Zustandes nicht absehbar, ganz im Gegenteil: Der Kanton gibt vor, dass das künftige Bevölkerungswachstum vor allem von den Agglomerationsgemeinde aufgefangen werden soll. Da gehört Kloten dazu. Ausserdem ist die Flughafenregion ein stark wachsender Wirtschaftsstandort, weswegen künftig mit noch mehr Arbeitsplätzen in Kloten und Umgebung gerechnet werden kann. Folglich wird sich der Druck auf den Klotener Wohnungsmarkt massiv erhöhen, da noch mehr Personen nach Kloten ziehen möchten. Und sind wir mal ehrlich: Wem kam man es schön verübeln, wenn sie oder er in die schönste Stadt der Schweiz ziehen möchte?
Deshalb brauchen wir einen Wandel, wir brauchen die Entwicklung im Steinacker: Mit dem Steinacker schaffen wir neuen Wohnraum für langfristig bis zu 7’000 neuen Klotener:innen. Und zwar geschieht dies auf einem Gebiet, dessen Potenzial heute noch grösstenteils ungenutzt ist. Somit kann nicht nur dieses Potenzial endlich genutzt werden, sondern auch der Druck bei der Verdichtung gegen innen aus den anderen Quartieren kann bis zu einem gewissen Grad in dieses Gebiet verfrachtet werden.
Damit kann das Missverhältnis zwischen Einwohner:innen und Arbeitsplätzen zwar noch nicht komplett aufgehoben werden, aber es nimmt massiv viel Druck vom Klotener Wohnungsmarkt. Dies wirkt sich auch direkt positiv auf die Mietpreisentwicklung in Kloten aus.
Weiter positiv auf die Mietsituation üben sich zudem zwei Klauseln aus der BZO aus, welche insbesondere auf den Einsatz der SP zurückzuführen sind, weshalb sie mich als besonders stolz machen: In der BZO ist zum einen festgelegt, dass der Anteil an preisgünstigen Wohnungen, also Wohnungen, welche zur Kostenmiete vermietet werden, 20% betragen soll, und zum anderen 30% der Wohnungen im Steinacker für Familien ausgelegt werden sollen, sprich Wohnungen mit 4 oder mehr Zimmern. Damit wird ermöglicht, dass auch Personen mit kleinem Portemonnaie und Familien weiterhin in Kloten wohnhaft bleiben können und nicht aufgrund von zu hohen Mietpreisen oder aufgrund des Mangels an genug grossen Wohnungen in eine andere Gemeinde ziehen müssen. So kann schlussendlich sichergestellt werden, dass mehrere Generationen in Kloten wohnhaft sein können, weshalb es sich beim Steinacker nicht zuletzt auch um ein Generationenprojekt handelt.
Sie sehen also, um Personen langfristig in Kloten halten zu können, ist der Steinacker zwingend notwendig. Und das ist mir als junge Person schon noch wichtig, denn ich möchte auch in ein paar Jahrzehnten noch in einem lebenswerten Kloten wohnen können. Ich bitte sie deshalb im Namen der Grossmehrheit des Gemeinderates, diese Vorlagen an der Urne zu unterstützen, vielen Dank!
Wandel zu einer klimaneutralen Gesellschaft
Da wir nun aber gerade von den Generationsprojekten sprechen, möchte ich nun noch auf einen weiteren Wandel eingehen, der vor allem junge Menschen und mich besonders beschäftigen: der Wandel hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft.
Die Klimakrise ist schon lange kein neues Thema mehr und mittlerweile sind leider auch schon deren erste Auswirkungen bemerkbar; bei uns vor allem in der Form von zunehmenden Wetterextremen: Wo wir in den letzten Jahren ständig mit neuen Hitzeextremen in den Sommern zu kämpfen hatten, sind es in diesem Sommer vor allem die Unmengen an Niederschlägen. Klar, solche Extreme gab es auch schon früher, aber nicht in dieser Regelmässigkeit und auch nicht in dieser Heftigkeit.
Dazu gibt es eine gute und eine schlechte Nachricht: Die schlechte Nachricht ist, dass dies erst der Anfang ist. Mit jedem Treibhausgasmolekül mehr, das wir in die Atmosphäre pumpen, tragen wir weiter zur globalen Erwärmung und somit zur Destabilisierung des weltweiten Klimas bei. Die Folgen davon sind, dass die oben bereits genannten Unwetterextreme weiter an Häufigkeit und Heftigkeit gewinnen. Und wenn wir jetzt daran denken, was diese Extreme bereits heute an Schaden anrichten und Kosten generieren, dürfte uns wohl allen klar sein, dass eine solche Entwicklung verheerend wäre.
Die positive Nachricht ist aber, wir können noch etwas dagegen tun und Schlimmeres verhindern! Und glücklicherweise können wir sagen, dass wir in Kloten diesbezüglich bereits Vieles richtig machen, sei es mit unserer Gesamtenergiestrategie, sei es mit unserem Solarförderprogramm oder sei es mit der anstehenden energetischen Sanierung im Schluefweg, um nur einige Beispiele zu nennen. Dennoch bleibt noch viel zu tun, um diese grosse Herausforderung zu meistern. Ich bleibe aber zuversichtlich, dass wir es schaffen. Dafür braucht es aber uns alle! Ich bitte Sie deshalb, auch die künftigen Entwicklungen in Richtung klimaneutraler Gesellschaft mitzutragen, Ihre Enkel werden es Ihnen danken!
Psychische Gesundheit und “Wie geht’s mir?”-Bänkli
Mit dem Wandel des Steinackers und dem Wandel hin zu einer klimaneutralen Gesellschaft habe ich hier nun zwei grosse Entwicklungen aufgezählt, die für uns alle zentral sein dürften. Das Leben besteht aber bei weitem nicht nur aus diesen beiden Entwicklungen, sondern wir alle sind ständig in ganz vielen kleineren und grösseren Bereichen einem gewissen Wandel ausgesetzt. Das kann einem manchmal ganz schön Kopfzerbrechen bereiten. Umso wichtiger ist es deshalb, ab und zu innezuhalten und sich dabei zu fragen “Wie geht’s mir?”.
Ich gebe zu, dieser Übergang kommt jetzt etwas forciert daher, da es sich aber um eine gute Sache handelt, sei mir das hoffentlich verziehen. Die Stadt Kloten besitzt seit heute dieses gelbe Bänkli neben mir. Dieses steht im Zusammenhang mit der kantonalen Aktion “Wie geht’s dir?”, wessen Plakate Sie in den letzten Jahren bestimmt auch schon das eine oder andere Mal im Kanton gesehen haben. Die Aktion will dazu sensibilisieren, über Sachen, die einem auf dem Herzen liegen, zu sprechen; sei dies mit engen Vertrauten, einer/einem Therapeut:in oder mit der mit dieser Aktion geschaffenen Anlaufstelle. Denn solche Gespräche können enorm hilfreich sein, um persönliche Probleme anzugehen. Und auch wenn sich grössere Probleme natürlich nicht einfach nur durch Gespräche lösen lassen, so können sie einen enorm wichtigen ersten Schritt darstellen, da es zum Teil nur schon enorm helfen kann, wenn jemand einem selbst zuhört und so zurückbekommt, dass man damit nicht allein gelassen wird.
Dieses Bänkli ist nun ein weiteres Kampagnenelement, das Sie dazu animieren soll, über Ihre Gefühle zu sprechen und so Ihrer psychischen Gesundheit etwas zugutetun; ob das nun auf diesem Bänkli selbst passiert oder nicht ist dabei zweitrangig. Das Bänkli hat aber den Zweck, dass sich Personen, die einen solchen Austausch suchen, aber im privaten Umfeld keine Person haben, der sie sich anvertrauen möchten oder können, hier eine Gelegenheit bekommen, um über persönliche Themen zu sprechen.
Das Bänkli wird in den nächsten Jahren an diversen Standorten in Kloten platziert sein. Dabei werden auch unsere Stadträt:innen an gewissen Tagen auf diesem Bänkli anzutreffen sein, so dass Sie die Gelegenheit bekommen, sich mit Ihnen auszutauschen. Auf der Webseite und den Social Media Plattformen der Stadt Kloten sowie dem Klotener Anzeiger finden Sie genauere Informationen dazu, wo sich das Bänkli aktuell befindet und wann ein:e Städträt:in zu einem Austausch auf diesem Bänkli bereit steht.
Nun habe ich aber definitiv genug geredet. Ich würde deshalb vorschlagen, vollziehen wir nun den Wandel von meiner Rede hin zum weiteren Programm der Bundesfeierlichkeiten. Ich wünsche Ihnen allen einen schönen 1. August, vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit!
Philip Graf ist der Präsident des Gemeinderats Kloten für das Amtsjahr 2024/25