Von Max Töpfer, Gemeinderat
Diesen Sommer durfte ich für ein paar Monate Zivildienst in einem Alterszentrum in der Stadt Zürich leisten. Vor diesem Einsatz hatte ich mir ehrlichgesagt noch nie so recht Gedanken darüber gemacht, wie das Leben im «hohen Alter» überhaupt ist. Ein Alterszentrum kannte ich höchstens von den Besuchen bei meiner Urgrossmutter in der Uckermark. Aber so eine echte Vorstellung darüber, wie der Alltag und das Leben in einem Alterszentrum aussehen, hatte ich nicht.
Umso mehr war es für mich ein «auf die Welt kommen», als ich im Mai meinen Zivildienst angetreten hatte. Meine Aufgabe war es, das Pflegepersonal bei der Betreuung der Betagten zu unterstützen. Sei es, in dem ich mit den Bewohnerinnen und Bewohnern spazieren gegangen bin, sie zum Arzt begleitete, Spiele spielte oder Einkäufe erledigte. Tätigkeiten, für die im hektischen Alltag des Alterszentrums oftmals keine Zeit bleiben und die erst durch Zivildienstleistende so richtig möglich werden. Viel Zeit verbrachte ich auch mit den Demenz-Erkrankten in der Tagesbetreuung. Das war definitiv die taffste Challenge am ganzen Einsatz, denn ich wusste im ersten Moment nicht so recht, wie ich mit den Demenz-Erkrankten umgehen sollte und war dementsprechend auch etwas hilflos. Es brauchte ein paar Tage, Wochen, bis ich meine «Ängste» überwunden hatte.
Rückblickend gesehen, war die Zeit im Alterszentrum für mich aber eine persönliche Bereicherung. Ich durfte viele schöne und berührende Momente mitnehmen und zahlreiche neue Erfahrungen sammeln. Ich durfte aber auch erkennen, welch unendlich wichtige und wertvolle Arbeit die Pflegerinnen und Pfleger jeden Tag leisten. Und das oftmals mit knappen Personalressourcen, wenig Zeit und damit auch unter viel Druck und Stress.
Applaus allein reicht nicht, um die Missstände in der Pflege anzugehen. Darum hat das Schweizer Stimmvolk auch vor knapp einem Jahr die Pflege-Initiative angenommen und damit eine wichtige Grundlage für attraktivere Pflegeberufe gelegt. Auf Bundesebene fehlt zwar noch eine konkrete Umsetzungsvorlage, dennoch haben bereits einige Gemeinden Massnahmenpakete beschlossen.
Es freut mich sehr, dass auch der Klotener Stadtrat den Handlungsbedarf erkannt hat. Mit dem vorliegendem Budget 2023 beantragt der Stadtrat eine Lohnerhöhung fürs Pflegepersonal und mehr Stellen bei den städtischen Pflegeeinrichtungen. Damit werden die Klotener Pflegekräfte gestärkt und die Stadt Kloten kann als Arbeitgeberin weiter an Attraktivität gewinnen.
Der Ball liegt nun beim Parlament. Unsere Fraktion wird die Massnahmen zugunsten der Pflegekräfte im Gemeinderat vollumfänglich unterstützen, denn die SP ergreift Partei fürs Pflegepersonal. Ich hoffe sehr, dass sich auch die anderen Fraktionen im Gemeinderat dahinter stellen können.
Diese Kolumne wurde am 3. November 2022 im Klotener Anzeiger veröffentlicht.